Handtücher wechseln - aber die Dusche dalassen
Das Leben ist kein Ponyhof.
Wir alle spielen unser kleines persönliches Schauspiel, setzen bereits beim Verlassen der Wohnung unsere "Öffentlichkeits-Maske" auf, die wir der restlichen Menschheit präsentieren.
Wir spielen die Rolle, die uns die Gesellschaft zugedacht hat, sagen das, was man von uns erwartet, reagieren adäquat auf neue Situationen, passen uns den Gegebenheiten an.
Das alles ist Teil eines allumfassenden Theaterstückes namens "Leben", bei dem jeder von uns seine eigene kleine Rolle spielt. Vorzugsweise die Hauptrolle.
Und es ist doch nichts weiter als ein Stück, das wir tagtäglich aufführen. Vielleicht nicht gerade eine dieser ach so beliebten Seifenopern im Fernsehen... aber seien wir einmal ehrlich: Besser Schauspielern als die Leute dort können wir doch allemal,
und ich kann auch gut darauf verzichten, dass sich mein Ehemann plötzlich als mein lange verschollener zweieiiger Zwillingsbruder entpuppt, der bei unserer Geburt von österreichischen Monarchisten entführt wurde, die in ihm die wiedergeborene Kaiserin Elisabeth erkannt haben.
Zu einem gewissen Grad rettet uns das öffentlichkeitskonforme Verhalten aus prekären Situationen. Beispielsweise sollte man - für den Weltfrieden - darauf verzichten, einen der folgenden, im Kopf entstandenen, Sätze auch verbal auszuformulieren:
- "Hübsches Top, wenn du das trägst, schleppe garantiert ICH heute die Typen ab"
- "Super Parfüm, oder hast du dich in Odel gewälzt?"
- "Hey, wenn du den Rock trägst, achtet keiner mehr auf deinen Pickel am Kinn, denn jeder wird von den Zellulitekratern auf deinen Haxen paralysiert sein."
- "Hey Schatz, heute Nacht hab geträumt, mit Johnny Depp verheiratet zu sein.. ach ja, du warst tot."

Wir sehen also, in gewisse Weise dient es dem Selbsterhaltungstrieb, nicht immer zu hundert Prozent ehrlich zu sein, sondern auch mal eine Rolle zu spielen. Wünschenswerterweise die Rolle einer Person, die nicht gleich von jemand anderem erwürgt wird.

Aber was, wenn das zu weit geht?
Wenn wir, nur um anderen gefallen, nicht mehr aus der Rolle herauskommen?
Wir stempeln uns selbst ab als: Gute-Laune-Macher, "ach, der macht das ja nichts aus" - Person, Seelenklempner ohne Wochenendzulage.
Im Grunde lassen wir uns verdrängen, und zu einem Nebendarsteller abstempeln, wenn nicht gar zu einem Statisten.

Doch sollte es nicht so sein, dass wir die Hauptrolle in unserem eigenen Film spielen sollten? Ich bin mir die wichtigste Person in meinem Leben - klar, ich stecke schließlich in mir drin! Und verdammt noch mal, diese Rolle gehört mir! Ich bin ich! Ich weiß zwar vielleicht die hälfte der Zeit selbst nicht, wer ich bin, aber ich weiß, was ich will - und was nicht!
Wir sind nicht perfekt, wir sind keine Superschauspieler, wir fallen manchmal aus der Rolle - aber es ist unsere eigene Rolle, und für genau die sind wir geschaffen.
Niemand von uns ist perfekt - aber wir sollten zumindest alle perfekt für uns selbst sein.

Ja klar, das Leben ist vielleicht kein Ponyhof - aber ich arbeite daran!










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