Discokugeln am Osterzopf
Weihnachten - besinnliche Zeit?
Früher einmal vielleicht.
Wenn wir ehrlich sind, müsste es eigentlich heißen: Weihnachten: Stress mit Pudelmütze.
Wir sind alle konsumorientiert, konsumgeil, mehr ist besser, und bei der Geburtstagsfeier von Baby Jesus geht es nur noch um Geschenke...
Dass man mich nicht falsch versteht: Ich bin keiner dieser "Wir boykottieren Weihnachten und schenken uns mal GARNICHTS" - Leute!
Ja, ich will definitiv am 24. Abends beschenkt werden! Ich bin heiss auf Geschenke, und ich gebe es auch gerne zu!

Doch was schenkt man der Frau von heute dieser Tage?
Die Werbung, im Dezember inflationär verstärkt, sagt mir, was ich haben wollen soll:
Parfumes, Bücher, Einkaufsgutscheine für die örtliche Drogerie, ein Fernseher, eine Surround-Sound-Anlage, dazu noch die neue PS 4, und das neueste Lego-Technik-Modell (okay, hier bin ich vielleicht aus Versehen ins Kinder-Vormittagsprogramm abgerutscht).
So viel zum Thema: Sag mir wieviel dein Geschenk kostet, und ich sage dir, was du wert bist.

Um diesem monetären Schwanzvergleich zu entgehen, schalten wir zur Abwechslung mal das ein, was man besser nicht durch einen Kopfschuss vernichten sollte...
Was wünscht sich Frau Tortenterroristin, was wünscht sich jeder Mensch, was genau macht Psychotherapeuten reich?
Ich gebe euch einen Tipp, ein Wort mit 4 Buchstaben...
nein, nicht Geld
und auch kein Buch,
und, so leid es mir tut, auch keine Brustvergrößerung - wobei wir hier sowieso die 4-Buchstaben-Grenze großzügig gestreckt haben...
Wir wünschen uns Zeit!

Die ganze Welt ist im Stress, besonders zu Weihnachten. Keine Zeit für nichts, es stehen Weihnachtsfeiern an, Plätzchen wollen gebacken - aber von vielen Frauen dann auf gar keinen Fall gegessen - werden, Neonreklamen stressen unser ophthalmologisches Nervenzentrum - kurzum: wir haben keine Minute übrig, um uns in der besinnlichen Zeit auf das Wesentliche zu besinnen.
Statt also einen Einkaufsmarathon durch völlig überfüllte Geschäfte zu machen, dabei in Gedanken diverse Mordszenarien gegenüber Weibern, die die Wühltische belagern, oder Rentnern, die IMMER zur Haupteinkaufszeit im Laden stehen und ratschen (und die weiß Gott den ganzen Tag ja eh nichts zu tun haben, also was machen die Samstag nachmittag um Vier Uhr beim Einkaufen - ausser durch die Gänge schleichen, selbige blockieren, über Preise schimpfen, und die freundliche Verkäuferin an der Kasse in ein nervtötendes Gespräch zu verwickeln?) durchzugehen, könnten wir uns einfach hinsetzen - und Zeit investieren, um Geschenke zu machen, die durch Geld nicht aufzuwiegen sind.

Der liebe Ehemann freut sich sicher über sein neues Computerspiel - aber ebenso freut ihn auch der selbst gebackene Christstollen. Das PC-Spiel kann er, soweit er zur arbeitenden Gesellschaft gehört, sich auch selbst kaufen. Und falls dem nicht so ist, sollte man gemäß der SUCH-DIR-EINEN-JOB-UND-HOCK-NICHT-NUR-VOR-DEM-SCHEISS-COMPUTER-RUM - Religion dieses Treiben sowieso nicht unterstützen.

Der Vater, bei dem auch die alte Problematik des "was schenken wir ihm, er hat doch eh schon alles" besteht, ist ebenso glücklich über ein selbstgemaltes Bild, wie über das bei Amazon bestellte (und durch den praktischen Service schon eingepackte und beschriftete) Buch über Fliegenfischen. Das er - seien wir doch mal ehrlich - eh nie lesen wird!

Ich bin geil auf Geschenke. Ich bin geil auf Zeit.
Ich bin geil darauf, meine Umwelt zu zwingen, sich für mich etwas mehr anstrengen zu müssen, als zwei Klicks mit der Maus erfordern.
In diesem Sinne:
Ein geiles neues Jahr liebe Welt!